Finanzen
Ifo-Präsident Sinn empfiehlt Lockerung des Kündigungsschutzes in Krisenländer
GDN -
Der Europäische Wirtschaftssachverständigenrat (EEAG), eine Gruppe von Ökonomen um den Ifo-Präsidenten Hans-Werner Sinn, empfiehlt den europäischen Krisenländern, den Kündigungsschutz zu lockern. Der stark ausgeprägte Kündigungsschutz in Spanien, Portugal, Griechenland und teilweise auch Italien sei mitverantwortlich für die in der Schuldenkrise stark gewachsene Arbeitslosigkeit in diesen Volkswirtschaften.
Die bestehende Arbeitsplatzsicherheit müsse deshalb aufgebrochen werden, schreiben die EEAG-Mitglieder in ihrem neuen, bisher unveröffentlichten Gutachten, das der Tageszeitung "Die Welt" vorliegt. In den betroffenen Ländern herrsche eine Zwei-Klassen-Gesellschaft unter den Beschäftigten: Auf der einen Seite stehen Festangestellte, die einen sehr ausgeprägten Kündigungsschutz genießen; auf der anderen Seite viele Menschen in befristeten Stellen. Die Ökonomen kritisieren, dass diese Zweiteilung dafür gesorgt hat, dass in der Krise vor allem die befristet angestellten Mitarbeiter gekündigt wurden - und damit vor allem junge Arbeitnehmer. Die bisherigen Strukturreformen in den betroffenen Ländern reichten deshalb nicht aus. "Es ändert sich etwas, aber es muss mehr getan werden, um den Unterschied zu reduzieren oder gar zu eliminieren", schreiben die Autoren des Berichts. "Das Ausmaß des Kündigungsschutzes sollte davon abhängen, wie lange die Betroffenen auf ihrer Stelle gearbeitet haben und sollte so ausgestaltet sein, dass die Interessen der Angestellten, künftiger Angestellter und der Arbeitgeber berücksichtigt werden." Die Ökonomen fordern zudem eine bessere Berufsausbildung in Europa. "Viele europäische Länder müssen bessere Bedingungen für die Berufsausbildung und Lehre schaffen", heißt es. "Abgesehen von Deutschland, Österreich und der Schweiz wird die Hälfte eines jeden Jahrgangs, die nicht studiert, vernachlässigt. Das trägt zu einer unnötig hohen Jugendarbeitslosigkeit bei." Die jüngsten Reformen in Volkswirtschaften wie Italien und Spanien hätten diese Problematik noch nicht einmal im Ansatz gelöst.
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