Finanzen
Deutsche Konzernchefs sind optimistisch
GDN -
Die Chefs der großen deutschen Unternehmen verbreiten überraschend deutlichen Optimismus. Das ist das Ergebnis einer Umfrage der "Süddeutschen Zeitung" (Freitagsausgabe) unter deutschen Vorstandsvorsitzenden auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos.
Dabei zeigen sich die befragten Vorstandsvorsitzenden erstaunlich zuversichtlich - und das, obwohl der Internationale Währungsfonds (IWF) gerade seine weltweite Wachstumsprognose für 2013 auf 3,5 Prozent gesenkt hat. Die Talsohle sei durchschritten, so der Tenor der Umfrage, das Auseinanderbrechen der Euro-Zone vorerst verhindert. Allianz-Chef Michael Diekmann sagt auf die Frage, ob das Schlimmste nun überstanden sei: "Es sieht momentan so aus, ja." Er fügt an, ganz im Sinne der Kanzlerin: "Wir dürfen uns auf unseren Erfolgen nicht ausruhen. Entscheidend ist, die Wettbewerbsfähigkeit weiter auszubauen. Dann kann 2013 ein gutes Jahr für die deutsche Wirtschaft und für Deutschland werden." Außerdem sei wichtig, die Weichen für eine weitere Integration in Europa zu stellen, dann kehre Vertrauen zurück und damit die Voraussetzung für die Rückkehr zum Wachstum in Europa. Die Krise sei unter Kontrolle, erklärt Anshu Jain, Co-Chef der Deutschen Bank: "Die deutschen Unternehmen sind durch ihren hohen Exportanteil gut aufgestellt, um von einer Erholung der Weltwirtschaft zu profitieren, vor allem durch eine gute Positionierung in den USA und Asien." Siemens-Chef Peter Löscher erklärt: "Es führt generell kein Weg vorbei an strukturellen Reformen und entschlossener Finanzkonsolidierung." Deutschland könne sich den Belastungen aus der Euro-Krise nicht gänzlich entziehen. Einige Frühindikatoren deuteten aber darauf hin, dass es sich nur um eine vorübergehende Schwäche handelt. Auch Löscher hat Hoffnung: "Amerika und China sind für positive Überraschungen gut - und das wäre gut für die deutsche Wirtschaft." Frank Appel, Vorstandschef Deutsche Post DHL, sagt: "Keiner sollte erwarten, dass wir ein Problem, das über Jahrzehnte entstanden ist, innerhalb von drei oder vier Jahren lösen können." Es brauche einfach Zeit, bis ganz Europa wieder mit starken Wachstumsraten rechnen könne. Mit Blick auf Großbritannien betont er: "Wir brauchen mehr und nicht weniger Europa." 2013 werde kein einfaches Jahr, allerdings seien viele deutsche Konzerne dafür nun gut gerüstet. Kritischer sieht Franz Fehrenbach, langjähriger Chef und jetzt Aufseher des Autozulieferers Robert Bosch, die Situation. Das Vertrauen der Investoren sei zwar zurück - aber die Reformen in der EU und in den Krisenländern seien erst auf halbem Weg. "Damit bleibt das Risiko einer erneuten Destabilisierung der Währungsunion hoch, wenn zum Beispiel sich die konjunkturelle Lage in den Krisenstaaten wieder verschärft", warnt Fehrenbach. Axel Heitmann, Vorstandsvorsitzender des Chemieunternehmens und Dax-Neulings Lanxess, meint: "Deutschland wird sich voraussichtlich auch in diesem Jahr wieder als Konjunkturmotor der europäischen Union und führender Handelspartner für Europa, die USA und China erweisen." "Deutschland bleibt der Erfolgsmotor in Europa", proklamiert Roland Koch. Der ehemalige hessische Ministerpräsident führt den Baukonzern Bilfinger: "Ich halte die aktuellen Konjunkturprognosen eher für zu pessimistisch." Bilfinger sehe bei seinen Kunden in Deutschland zwar weiter große Vorsicht, aber auch eine gute Auslastung. Das stimme ihn optimistisch. "Die deutsche Konjunktur ist im europäischen Vergleich solide. Ein moderates Wachstum ist möglich", erklärt auch Bertelsmann-Chef Thomas Rabe.
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