Finanzen
Zeitung: Nordbank und NordLB am stärksten in Zypern investiert
GDN -
Unter den 13 größten deutschen Geschäftsbanken sind die HSH Nordbank und die NordLB nach Recherchen der "Welt" mit Abstand am stärksten im Krisenland Zypern engagiert. Trotz Milliardenforderungen hätten sie im Falle einer Pleite des Inselstaates jedoch wohl wenig zu befürchten.
Denn bei ihren Kreditforderungen handelt es sich nach eigener Darstellung größtenteils um Schiffsfinanzierungen, die von der Bonität des zyprischen Staates oder der dortigen Banken weitestgehend unabhängig sind. Zypern hatte bereits vor Monaten Hilfen durch den Euro-Rettungsschirm ESM beantragt. Bislang haben die europäischen Regierungen über den Hilfsantrag noch nicht entschieden. Deutsche Banken waren mit Forderungen über 5,8 Milliarden Euro Ende Oktober die zweitgrößte Gläubigergruppe in Zypern, nur griechische Institute sind noch stärker engagiert. Auf die öffentliche Hand in Zypern entfallen 165 Millionen Euro der Forderungen, auf die dortigen Banken 96 Millionen. Der große Rest besteht aus Krediten an zyprische Unternehmen. Milliardenkredite vermelden nur zwei Banken aus Deutschland. Bei der HSH beläuft sich das Engagement derzeit nach eigenen Angaben auf etwa 1,6 Milliarden Euro. Bei der NordLB liegen keine aktuellen Zahlen vor - bei einem Stresstest der europäischen Bankenaufsicht im Jahr 2011 hatte sie jedoch eine Summe von 1,36 Milliarden Euro angegeben. Allerdings geht es bei den Forderungen nach Angaben beider Banken größtenteils um Kredite für Schiffe, die mit der Wirtschaftskraft Zyperns wenig zu tun haben. So handle es sich beim Engagement der HSH Nordbank "nahezu ausschließlich um hypothekenbesicherte Kredite für Schiffe deutscher und internationaler Reeder, deren wirtschaftlicher Sitz Zypern ist", erklärte die Bank. Denn die Insel ist ein beliebtes Ziel für so genannte Ausflaggungen - in diesem Fall lässt ein Reeder sein Schiff unter zyprischer Flagge fahren, hat ansonsten mit der Insel aber wenig bis gar nichts zu tun. Rechnet man diese Fälle heraus, bleiben bei der NordLB nach eigenen Angaben nur Kredite von 94 Millionen Euro gegenüber Unternehmen übrig, die tatsächlich in Zypern sitzen. Die Commerzbank, zu der mit der Deutschen Schiffsbank der dritte große deutschen Schiffsfinanzierer gehört, macht zu ihrem privatwirtschaftlichen Engagement keine Angaben. Im Umfeld des Instituts wird das Volumen aber als "nicht signifikant" bezeichnet. Der zyprische Staat dagegen schuldet der HSH wie auch der NordLB keinen Euro. Ähnlich verhält es sich bei den anderen großen deutschen Banken. Zyprische Staatsanleihen hält kein größeres Institut in bedrohlichem Umfang. Unter den von der "Welt" befragten Instituten war die Commerzbank mit einem überschaubaren Volumen von 19 Millionen Euro noch am stärksten engagiert. Andere Banken lagen zum Teil noch deutlich darunter. So gab die Deutsche Bank im letzten Stresstest nur noch einen Zypern-Bestand von zwei Millionen Euro an. Auch das Engagement in der zyprischen Privatwirtschaft beschränkt sich auf maximal zweistellige Millionenbeträge. Die beiden staatlichen Bad Banks in Deutschland sind bewegen sich ebenfalls in dieser Größenordnung. Die Erste Abwicklungsanstalt, die die WestLB-Restbestände verwaltet, hält keine zyprischen Staatsanleihen und hat dortigen Unternehmen 73 Millionen Euro geliehen. Die HRE-Bad-Bank FMS Wertmanagement gibt ein Gesamtengagement von rund 40 Millionen Euro an.
Für den Artikel ist der Verfasser verantwortlich, dem auch das Urheberrecht obliegt. Redaktionelle Inhalte von GDN können auf anderen Webseiten zitiert werden, wenn das Zitat maximal 5% des Gesamt-Textes ausmacht, als solches gekennzeichnet ist und die Quelle benannt (verlinkt) wird.