Finanzen

Studie: Mini-Jobber meist weiblich und aus der westdeutschen Provinz

GDN - Der typische Mini-Jobber hierzulande ist weiblich und lebt in der westdeutschen Provinz. Das ist das Ergebnis einer noch unveröffentlichten Untersuchung des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) in der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung.
Die Forscher haben für jede Stadt und jeden Landkreis hierzulande den Anteil der Mini-Jobs an allen Arbeitsplätzen ermittelt. Ihr Befund: Die Mini-Job-Quote ist in diesen ländlichen Gebieten in Westdeutschland besonders hoch. In den Landkreisen mit dem höchsten Anteil sind rund eine Drittel aller Stellen 450-Euro-Jobs. Die Untersuchung liegt der "Welt" vor. Im deutschlandweiten Vergleich nimmt allerdings die Stadt Delmenhorst den Spitzenwert ein. Hier sind mehr als 34 Prozent aller Arbeitsplätze Minijobs - so hoch ist der Anteil nirgendwo sonst. Dahinter folgt der Landkreis Trier-Saarburg, in dem Minijobs ein Drittel der Stellen ausmachen. Ähnlich hohe Werte erreichen auch der niedersächsische Landkreis Grafschaft Bentheim und der Kreis Heinsberg in Nordrhein-Westfalen, die rheinland-pfälzischen Landkreise Ahrweiler und Kusel, der bayerische Landkreis Dachau und der Kreis Plön in Schleswig-Holstein mit Werten von jeweils über 30 Prozent. Die WSI-Experten gehen davon aus, dass gerade in diesen Gebieten die traditionelle Arbeitsteilung unter Paaren weit verbreitet ist: Der Mann ist der Hauptverdiener der Familie, die Ehefrau kümmert sich um die Familie und steuert allenfalls einen Zuverdienst bei. Ein weiteres Ergebnis der Untersuchung, die der "Welt" vorliegt: Minijobs sind ein vorwiegend westdeutsches Phänomen. In allen westdeutschen Bundesländern liegt der Anteil der geringfügigen Beschäftigungsverhältnisse weit höher als in den sechs ostdeutschen Ländern. Die 20 Städte und Landkreise mit den höchsten Minijob-Quoten liegen allesamt in Westdeutschland. Und von den zehn Kreisen und Städten mit den niedrigsten Anteilen an Mini-Jobbern liegen acht in Ostdeutschland. Die geringsten Minijob-Quoten zählen die Wissenschaftler in den Städten Wolfsburg mit 8,3 Prozent, Dessau-Roßlau mit 10,5 Prozent und Eisenach mit 11,3 Prozent. Der bemerkenswerte Unterschied ist nach Ansicht von Untersuchungsleiter Alexander Herzog-Stein nicht zuletzt historisch begründet. In der ehemaligen DDR sei der Anteil der Frauen, die einem Beruf nachgingen, weit höher gewesen als in der Bundesrepublik. Zudem hätten die weiblichen Beschäftigten meist vollzeit gearbeitet. Mini-Jobber in Westdeutschland sind zudem vorwiegend weiblich: In den westlichen Bundesländern arbeitet mehr als jede vierte berufstätige Frau in einem geringfügigen Beschäftigungsverhältnis. Im Landkreis Trier-Saarburg sind es nach den Daten der Untersuchung , die der "Welt" vorliegt, gar 41,4 Prozent. Auch in den Landkreisen Grafschaft Bentheim, Leer, Borken und in Delmenhorst liegt der Anteil über 40 Prozent. Unter ostdeutschen Frauen ist die Minijob-Quote dagegen mit 16 Prozent nur geringfügig höher als unter Männern in Ostdeutschland.
Für den Artikel ist der Verfasser verantwortlich, dem auch das Urheberrecht obliegt. Redaktionelle Inhalte von GDN können auf anderen Webseiten zitiert werden, wenn das Zitat maximal 5% des Gesamt-Textes ausmacht, als solches gekennzeichnet ist und die Quelle benannt (verlinkt) wird.