Finanzen
Bundesamt für Migration: Blue Card reicht nicht um Fachkräfte anzulocken
GDN -
Der Präsident des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge, Manfred Schmidt, beklagt, dass die Blue Card allein nicht genügend Fachkräfte nach Deutschland lockt. Die Blue Card reiche nicht, sagte er der Tageszeitung "Die Welt".
"Wir brauchen ein flexibleres Visumsrecht: Visa werden meist zunächst für drei Monate ausgestellt, sollten aber für sechs gelten"; so Schmidt. Drei Monate seien zu knapp, um alles Nötige zu organisieren. Auch bei den Kriterien der Arbeitssuche von Hochschulabsolventen müsse es mehr Flexibilität geben. "Bisher muss der Job sich exakt auf den Hochschulabschluss beziehen. Das ist zu eng definiert. Wir müssen auch mehr im Ausland werben und informieren und Sprachkurse vor Ort anbieten", so Schmidt. Schmidt beurteilt die erste Bilanz der Blue Card verhalten. Bis Ende November seien laut der Statistik seiner Behörde gut 1.600 Personen über die Blue Card nach Deutschland gekommen. Es gebe aber Verzögerungen bei der technischen Umsetzung des Gesetzes, die wirkliche Zahl liege höher, als die Statistik aktuell ausweise. "Ich gehe davon aus, dass ihre Zahl 2013 noch deutlich ansteigt", so Schmidt. Es sei zu früh, um zu beurteilen, ob die Blue Card ein Flop sei. "Die Blue Card stößt mittlerweile bei Fachkräften aus Nicht-EU-Ländern auf wachsendes Interesse. Ob sie die Wirkung haben wird, die wir uns erhoffen, kann man wenige Monate nach ihrer Einführung noch nicht sagen". Die blaue Karte können Hochschulabsolventen aus Staaten außerhalb Europas erhalten, wenn sie einen Arbeitsvertrag mit einem Arbeitgeber in Deutschland mit einem Gehalt von mindestens 44.800 Euro im Jahr vorlegen. In Berufen, in denen bereits jetzt Fachkräftemangel herrscht, wie bei Ärzten oder Ingenieuren, liegt die Gehaltsschwelle nur bei 35.000 Euro. Auch die abwehrende Haltung von Behörden bremse die Zuwanderung der Fachkräften, so Schmidt. "Die meisten Ausländerbehörden verstehen sich noch als Ordnungsbehörden, die lediglich das Aufenthaltsgesetz umsetzen. Eine erwünschte Fachkraft stößt dann auf die typisch deutsche Bürokratie und Verwaltung, die sie nicht willkommen heißt und ihr auch nicht den Zugang zum Arbeitsmarkt organisiert. Das ist von den Kollegen ja gar nicht böse gemeint, sie haben sich eben daran gewöhnt", so Schmidt."Wir müssen die Behörden selbst verändern, indem dort mehr Menschen mit Migrationshintergrund arbeiten", fordert Schmidt. Die Behörden müssten aber auch so organisiert werden, dass sie die Menschen willkommen hießen. "Im Moment werden die Zuwanderer von Amt zu Amt geschickt. Besser wäre es, wenn alle Behörden unter einem Dach wären und ein Migrationsberater ihnen den Weg durch den Dschungel zeigt". Auch Ehepartner müssten ebenfalls eine Arbeitserlaubnis bekommen. Denn das ist entscheidend dafür, ob wir einen Zuzug auf Dauer bekämen. "Am Ende entscheiden die Familien, ob die Fachkräfte bleiben".
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