Finanzen
Experte: Firmen werden wegen Russland-Sanktionen auf andere Märkte ausweichen
GDN -
Die deutsche Wirtschaft wird nach Ansicht des Vorsitzenden des Ost- und Mitteleuropa Vereins, Marcus Felsner, auf eine Ausweitung der Russland-Sanktionen mit einer Umorientierung auf andere Märkte reagieren. "Wir müssen befürchten, dass nun viele deutsche Unternehmen, die nicht substanziell in Russland investiert sind, sich vom dortigen Markt abwenden und die Geschäftsbeziehungen zu anderen Handelspartnern ausbauen werden", sagte Felsner dem "Handelsblatt" (Mittwochsausgabe).
Eine Ausweitung der Sanktionen gegen Russland und eine damit einhergehende Verschlechterung der Handelsbeziehungen zum östlichen Nachbarn würde zudem die deutsche Wirtschaft nicht aus heiterem Himmel treffen. Denn die Exporte deutscher und europäischer Firmen nach Russland sind bereits seit Monaten weggebrochen. "Aber die deutsche Wirtschaft ist in ihrer Breite keineswegs vom russischen Markt in seiner heutigen Verfassung existenziell abhängig", ist Felsner überzeugt. "Gerade deutsche Mittelständler sind nicht darauf angewiesen, sich an der industriellen Modernisierung eines Landes zu beteiligen, das diese Modernisierungspolitik auf dem Altar vermeintlicher imperialer Größe opfern will." Dabei wäre Russland nach Überzeugung des Vorsitzenden des deutschen Regionalverbandes der Wirtschaft für Osteuropa für die Modernisierung der eigenen Wirtschaft dringend auf die Produkte gerade des technisch hoch spezialisierten deutschen Mittelstands angewiesen. Exporte aus der EU nach Russland waren in den ersten fünf Monaten um 13 Prozent zurückgegangen. Als größtes Problem für im Russland-Geschäft aktive deutsche Mittelständler nannte Felsner Finanzierungsfragen: "Banken könnten aus Angst vor Verstößen gegen das nun geltende Sanktionsregime irgendwann keine Mittel mehr bereitstellen. Das trifft insbesondere die Teile des deutschen Mittelstands hart, die auf solche Finanzierungen angewiesen sind."
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