Finanzen
Rosneft-Chef schlägt "Energiebrücke" nach Deutschland vor
GDN -
Der Präsident des größten russischen Energiekonzerns Rosneft, Igor Setschin, hat den Aufbau einer "Energiebrücke" zwischen Deutschland und Russland vorgeschlagen und dabei auch Lieferungen von Atomstrom aus dem geplanten russischen Atomkraftwerk Kaliningrad zur Sprache gebracht. Das berichtet "Die Welt" am Dienstag.
Zugleich warnte Setschin, der bis 2012 Stellvertretender Ministerpräsident der Russischen Föderation war, vor den wirtschaftlichen Auswirkungen weiterer Wirtschaftssanktionen der Europäischen Union gegen Russland. "Das Kernkraftwerksprojekt in Kaliningrad hat auch für Deutschland Bedeutung", sagte Setschin am vergangenen Wochenende auf einer Tagung der Deutschen Energieagentur (dena) in Berlin. "Eine Energiebrücke von Kaliningrad nach Deutschland könnte nach meiner Überzeugung interessant sein. Es ist durchaus möglich, Strom von Kaliningrad über Land oder auch per Seekabel nach Deutschland zu liefern." An der dena-Tagung in Berlin nahmen auch Manager des russischen Stromkonzerns RAO UES teil, berichtet die "Welt". Von deutscher Seite gehörte der frühere Vorsitzende der Münchner Sicherheitskonferenz, Horst Teltschik ebenso zu den Teilnehmern wie der Vorstandsvorsitzende des größten deutschen Energiekonzerns Eon, Johannes Teyssen sowie der frühere RWE-Chef Jürgen Großmann. Auf die Frage, wie er die deutsche Energiewende-Politik beurteile, antwortete der Rosneft-Chef Setschin auf der dena-Tagung apodiktisch: "Wir werden Ihnen immer helfen, seien Sie unbesorgt." Zu den Gesprächen über eine weitere Stufe von Wirtschaftssanktionen der EU gegen Russland äußerte sich Setschin erwartungsgemäß ablehnend: "Wir sollten pragmatisch sein", sagte er in Berlin. "Wenn die Energiewirtschaft mit Sanktionen belegt wird, dann werden Millionen völlig Unbeteiligter in den Konflikt hineingezogen." "Wir betreiben 22 Prozent der Raffineriekapazitäten Deutschlands, wir generieren 20 Prozent des russisch-deutschen Handelsvolumens", betonte der Rosneft-Präsident weiter. Umgekehrt gebe es in Russland 6.300 Unternehmen mit deutscher Beteiligung, sagte Setschin: "300.000 Arbeitsplätze hängen am Handel mit Russland." Allerdings verlören deutsche Unternehmen in Russland derzeit "an Boden", warnte der russische Konzernchef zugleich: "Das ist für deutsche Unternehmen gefährlich, denn Unternehmen aus den USA und aus dem asiatisch-pazifischen Raum sind schnell zur Stelle, um die Lücken auszufüllen." Sanktionen, so Setschins Fazit, "helfen niemandem - es entstehen nur zusätzliche Risiken und der Kreis der Betroffenen wird größer".
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