Finanzen
Ökonom sieht in EZB-Niedrigzinspolitik große Gefahr für Wirtschaftsentwicklun
GDN -
Der Frankfurter Ökonom Thorsten Polleit sieht in einer dauerhaften Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) eine große Gefahr für die wirtschaftliche Entwicklung in Europa. Mit der Tiefzinspolitik werde die "Saat für neuerliche Erschütterungen" gelegt, sagte der Chefökonom der Degussa Goldhandel GmbH und Honorarprofessor an der Frankfurt School of Finance & Management "Handelsblatt-Online".
"Je länger die Zentralbanken die Zinsen tief halten, desto wuchtiger wird die künftige Erschütterung in den Finanzmärkten ausfallen. Nicht, dass sie kommt, sondern nur wann sie kommt, liegt im Ungewissen." Polleit hält das "Heruntermanipulieren" des Zinses daher für keinen Kavaliersdelikt. Es verursache "weitreichende" Wirtschaftsstörungen. "Die Volkswirtschaften geraten in einem Blindflug. Die verzerrten Zinsen blähen die Preise für Aktien, Anleihen und Grundstücke auf, es kommt zu spekulativen Blasen", sagte der Ökonom. Sparer werden außerdem "entmutigt, Konsum ermutigt, der Aufbau des volkswirtschaftlichen Kapitalstock unterbleibt". Das Ergebnis sei Kapitalverzehr und damit künftige Einkommensausfälle. Polleit kritisierte zudem, dass die Geldpolitik der EZB mehr denn je zu einer Umverteilungspolitik geworden sei. "Die Ersparnisse der Deutschen werden entwertet, damit die Zinslasten in den strauchelnden Euro-Ländern gesenkt werden können", sagte er. Grund sei, dass die Politik der tiefen Zinsen darauf abziele, den Realzins, also den Zins nach Abzug der Geldentwertungsrate, negativ zum machen. "Und das bedeutet nichts anderes, als, dass der Halter von Termin- und Sparanlagen, aber auch von Staats- und Bankschuldverschreibungen Verluste erleidet: Er entspart, er wird ärmer", so Polleit.
Für den Artikel ist der Verfasser verantwortlich, dem auch das Urheberrecht obliegt. Redaktionelle Inhalte von GDN können auf anderen Webseiten zitiert werden, wenn das Zitat maximal 5% des Gesamt-Textes ausmacht, als solches gekennzeichnet ist und die Quelle benannt (verlinkt) wird.