Finanzen
IG-Metall-Chef weist Befürchtungen um Frühverrentungswelle zurück
GDN -
Wenige Tage vor der geplanten Abstimmung über die Rente mit 63 im Bundestag hat die IG Metall Befürchtungen über eine drohende Frühverrentungswelle zurückgewiesen. "Die Frühverrentungswelle kann man doch nicht bei Karstadt kaufen, die machen die Unternehmer selbst!", sagte IG-Metall-Chef Detlef Wetzel der "Welt".
"Die Arbeitgeber verhalten sich in der aktuellen Rentendebatte wie ein Bankräuber, der aus der Sparkasse stürmt und "Haltet den Dieb!" ruft." Wenn jemand nach 45 Jahren in Rente gehe, könne man wohl kaum von einem Frührentner sprechen. Wetzel bezog sich auf Warnungen, Arbeitnehmer könnten mit 61 Jahren aufhören zu arbeiten und lieber zwei Jahre lang Arbeitslosengeld I beziehen, um danach die abschlagsfreie Rente mit 63 zu erhalten. In der Koalition wird deshalb erwogen, nur Zeiten der Arbeitslosigkeit vor dem 61. Lebensjahr zu berücksichtigen. Wetzel sagte dazu: "Ich garantiere Ihnen: nicht ein Prozent der Arbeitnehmer wird sich arbeitslos melden. Das können sich die meisten gar nicht leisten". Das Problem entstehe, wenn Arbeitgeber Beschäftigte mit einem Aufgeld entlassen, um sie früher loszuwerden. Um das zu verhindern, könnte die Bundesregierung die Arbeitgeber verpflichten, alle Kosten, die der Sozialversicherung entstehen, zu erstatten, sagte Wetzel. "Wir brauchen eine Erstattungspflicht, ohne Ausnahmen, knochenhart", forderte der Chef der größten deutschen Einzelgewerkschaft. Angesichts der erhitzten Debatte sei die Gefahr groß, "dass etwas Unsinniges gemacht wird, nur um irgendetwas zu tun", fürchtet Wetzel. Er warnte vor einem rollierenden Stichtag, wie er jetzt im Gespräch ist. "Rollierendes System heißt, die Arbeitslosigkeit vor der Rente zählt nicht. Das heißt auch, jemand wirft 100 Leute raus, dann können die nicht mit 63 in Rente, sondern müssen noch zwei Jahre dranhängen", sagte Wetzel. "Wenn solche Absurditäten kämen, würde ich sagen: Ihr habt doch den Verstand verloren." Der IG-Metall-Chef wandte sich gegen eine starre Altersgrenze beim Renteneintritt. Diese passe nicht in eine moderne Industriegesellschaft. "Jeder sollte selbst entscheiden, ob er kürzer oder länger arbeitet." Länger arbeiten dürfe es aber nicht zum Billigtarif geben.
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