Finanzen
Umfrage: Politiker haben schlechtes Bild von deutschen Top-Managern
GDN -
Weniger als 25 Prozent der politischen Entscheidungsträger sind der Meinung, dass die deutschen Topmanager einen "guten" oder gar "sehr guten" Job machen. Unter den Top-Managern erhalten nur BMW-Chef Norbert Reithofer und Volkswagen-Chef Martin Winterkorn von mehr als 60 Prozent der Befragten die Note "sehr gut" oder "gut".
Alle anderen müssen sich mit deutlich schlechteren Bewertungen abfinden. Das ist das Ergebnis einer Umfrage, die das Center of Political Economy and Society (Copes) zusammen mit der Quadriga Hochschule Berlin durchgeführt hat. Mitgemacht haben 100 politische Entscheider – ausschließlich Bundestagsabgeordnete, beamtete Staatssekretäre, Abteilungsleiter oder Unterabteilungsleiter quer durch alle Ministerien. Die Umfrage liegt dem "Handelsblatt" vor. Laut Umfrage unterstellen 60 Prozent der politischen Entscheider den Managern, dass sie mit den Entscheidungswegen und Machtverhältnissen in Parteien und Fraktionen nicht vertraut sind. Allerdings kennen die Politiker die Unternehmenslenker kaum. So wissen nur 24 Prozent der Befragten, dass Kurt Bock Chef von BASF ist und nur 21 Prozent kennen Thyssen-Krupp-Chef Heinrich Hiesinger. Die erschreckende Unkenntnis über die personelle Besetzung der Führungsetagen in der deutschen Wirtschaft setzt sich fort: Die Namen Frank Appel (Deutsche Post), Martin Blessing (Commerzbank) und Joe Kaeser (Siemens) können gerade einmal gut die Hälfte der politischen Entscheider richtig zuordnen. Bestwerte erreichen nur Rüdiger Grube (Deutsche Bahn) und Hartmut Mehdorn (Flughafen Berlin). Die beiden Manager sind jeweils über 90 Prozent der politischen Entscheider bekannt. "Die Chefetagen großer deutscher Unternehmen sind für viele Entscheider in der Politik Terra incognita. Ich werte das als Beleg für eine wachsende Entfremdung zwischen Politik und Wirtschaft. Dieser Prozess hat sich spätestens seit der Bankenkrise verstärkt", sagte Hans Ulrich Helzer, Geschäftsführer von Copes, dem "Handelsblatt". Politik und Wirtschaft stellten "zwei weitgehend getrennte soziokulturelle Welten" dar. Die Wirtschaft warnt vor den Problemen, die daraus erwachsen. "Mir ist wichtig, dass Politik und Wirtschaft weniger übereinander und mehr miteinander reden. Deutschland braucht einen engeren Austausch zwischen Wirtschaft und Politik", sagte BDI-Präsident Ulrich Grillo dem "Handelsblatt". Die beiden Sphären müssten sich gegenseitig verstehen, um anstehende Probleme gemeinsam zu lösen, warnte Grillo. Es sei "wünschenswert, wenn der Austausch nicht nur inhaltlich, sondern – wie es anderswo selbstverständlich ist – auch personell stattfindet".
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