Finanzen
Studie: Klimaschutz trifft Industrie weniger hart als befürchtet
GDN -
Der europäische Klimaschutz trifft die Industrie weniger hart als befürchtet: Forscher des Kieler Instituts für Weltwirtschaft (IfW) widerlegen in einer ersten umfangreichen Studie zu den Effekten des europäischen Emissionshandels die harte Kritik von Teilen der deutschen Wirtschaft am europäischen Emissionshandel. Er reduziere die Treibhausemissionen spürbar - ohne dabei der Industrie zu schaden, urteilten die Forscher in dem Papier, das der "Süddeutschen Zeitung" (Donnerstagsausgabe) vorliegt.
In den ersten Jahren seines Bestehens habe der Emissionshandel zu einer deutlichen Senkung des CO2-Ausstoßes beigetragen. "Firmen, die Emissionszertifikate besitzen müssen, haben ihren CO2-Ausstoß um ein Fünftel stärker gesenkt als Unternehmen, die der Pflicht nicht unterliegen." Entgegen häufig geäußerter Befürchtungen, fanden die Forscher zudem "keine Anzeichen dafür, dass der Emissionshandel Umsatz, Wettbewerbsfähigkeit oder die Zahl der Arbeitsplätze in den teilnehmenden Unternehmen verringert". Das 2005 ins Leben gerufene EU-Emissionshandelssystem gilt als zentrales Element der EU-Klimapolitik. Dem System sind in Europa 11.000 Unternehmen aus der Energie-, Chemie und Schwerindustrie sowie der Zement- und der Papier-Branche unterworfen. Derzeit steckt es jedoch in einer schweren Krise. Der Handel ist beinahe zum Erliegen gekommen, weil die Preise für Emissionsrechte vor allem wegen der Wirtschaftskrise in Südeuropa stark gefallen sind. Sie pendeln um die fünf Euro je Tonne. Zum untersuchten Zeitraum kosteten die Zertifikate mit 15 Euro je Tonne noch deutlich mehr. Die Analyse liefere damit auch den Befürwortern einer neuerlichen Verschärfung des Emissionshandels Argumente, sagte Studienautor Ulrich Wagner. Für die Studie haben die Wissenschaftler umfangreiche Daten des Statistischen Bundesamtes zu deutschen Industrieunternehmen aus den Jahren 2005 bis 2010 ausgewertet. Vor allem nach Ende der Testphase 2007 sanken die Emissionen spürbar. "In dieser Phase haben die Unternehmen ihre Energieeffizienz stark verbessert und die Nutzung von Öl und Gas reduziert", sagte IfW-Forscher Sebastian Petrick. Veränderungen in der Produktion führten dazu, dass die Emissionen sanken, nicht jedoch der Umsatz. Industrieunternehmen, die dem Regime unterworfen waren, reduzierten ihre CO2-Emissionen zwischen 2007 und 2010 um durchschnittlich 25 Prozentpunkte mehr als vergleichbare Unternehmen, die nicht teilnahmen.
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