Finanzen
Studie: Familienfreundlichkeit bei deutschen Firmen nur Fassade
GDN -
Die Familienfreundlichkeit ist bei deutschen Unternehmen laut einer Studie des Beratungsunternehmens A.T. Kearney, des Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung sowie des Instituts für angewandte Sozialwissenschaft (infas) nur Fassade. Laut der Studie, die der "Bild am Sonntag" vorliegt, haben fast drei Viertel aller deutschen Arbeitnehmer nicht das Gefühl, dass ihr Unternehmen viel für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf tut.
Lediglich 13 Prozent meinen, dass ihre Firma dafür alle wesentlichen Leistungen anbietet. Jeder dritte Befragte befürchtet zudem Karrierenachteile, wenn er familienfreundliche Leistungen in seinem Unternehmen in Anspruch nimmt. Martin Sonnenschein, Zentraleuropa-Chef der Unternehmensberatung A. T. Kearney, gibt den besorgten Mitarbeitern Recht: "Teilzeit ist ein absoluter Karrierekiller." Das sieht auch Elke Holst, Forschungsdirektorin für Geschlechterstudien beim Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung, so: "Vor allem an Frauen gerichtete Angebote wie beispielsweise Teilzeitmodelle oder die Unterstützung von Erwerbsunterbrechungen werden oft zum sogenannten `Mummy-Track` - einem toten Karrieregleis für Mütter." Dennoch haben laut der Untersuchung 62 Prozent der Mütter und sieben Prozent der Väter Teilzeitarbeit genommen. 80 Prozent der Befragten glauben, dass ihr Arbeitgeber sehr großen Wert auf die ständige Präsenz der Mitarbeiter am Arbeitsplatz legen, 70 Prozent der Arbeitnehmer sehen ihre Führungskräfte in puncto Vereinbarkeit nicht als Vorbild an. 92 Prozent der Befragten geben an, dass sich die Familienfreundlichkeit im Unternehmen in den letzten 12 Monaten nicht verbessert hat. 33 Prozent der männlichen Befragten haben kein Vertrauen, mit ihrer direkten Führungskraft über das Thema Vereinbarkeit von Kindern und Karriere zu sprechen. Unternehmensberater Sonnenschein wirft den deutschen Unternehmen deshalb vor: "Ein familienfreundliches Image scheint Unternehmen häufig wichtiger als gelebte Realität." Jutta Allmendinger, Präsidentin des Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung, betont die Bedeutung der Wiedereingliederung von Müttern in die Arbeitswelt: "Die meisten Frauen sind gut ausgebildet. Können sie ihre Qualifikation ins Unternehmen einbringen, führt das zu Produktivitätsgewinnen." Ihr Fazit: "Unternehmen sollten die Arbeit flexibler organisieren, Führung auch in etwas niedrigerer Vollzeit ermöglichen und sich insgesamt sehr viel stärker an die Tagesabläufe von Familien anpassen." Für die Studie wurden im September und Oktober 2013 1.771 Arbeitnehmer repräsentativ nach Alter, Geschlecht und Bildung befragt.
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