Finanzen
Hunderttausende Akademiker arbeiten zu Niedriglöhnen
GDN -
Nahezu jeder zehnte Akademiker bekam 2012 nicht mehr als 9,30 Euro brutto in der Stunde. Auf dem Niedriglohnsektor waren im vorletzten Jahr rund 8,6 Prozent der abhängig Beschäftigten in Deutschland mit einem Hochschulabschluss tätig, ergaben neue Berechnungen des Instituts für Arbeit und Qualifikation (IAQ) der Universität Duisburg-Essen, die der "Welt am Sonntag" vorliegen.
Insgesamt waren das rund 688.000 Menschen. Die Niedriglohnschwelle definiert das IAQ bei zwei Dritteln des mittleren Stundenlohns - 2012 waren das 9,30 Euro brutto in der Stunde. Das ist zwar ein Rückgang zum Vorjahr, als der Anteil 9,3 Prozent betrug. Doch diese Schwankung dürfe man nicht überbewerten, sagte Claudia Weinkopf vom IAQ. Sie sieht keinen Abwärtstrend. "Es gibt seit Jahren eine konstante Gruppe von akademisch ausgebildeten Arbeitnehmern, die zu geringen Löhnen arbeiten", so Weinkopf. Die Zahl schwanke seit Jahren grob zwischen sieben und fast zwölf Prozent. Unter weiblichen Akademikern ist das Risiko, zu Niedriglöhnen zu arbeiten, fast doppelt so hoch wie unter Männern: 11,4 Prozent der weiblichen Akademiker arbeiten auf dem Niedriglohnsektor, bei den Männern sind es nur 6,1 Prozent. Die Zahl der arbeitslosen Akademiker erhöhte sich 2013 im Vergleich zum Vorjahr um jahresdurchschnittlich 21.400 auf 191.100 Menschen, wie Berechnungen der Bundesagentur für Arbeit (BA) zeigen, die der "Welt am Sonntag" vorliegen. Das ist ein Anstieg um 13 Prozent. Grund dafür sind laut BA die deutlich gestiegenen Absolventenzahlen, gekoppelt mit einer "etwas verhalteneren" Akademikernachfrage der Unternehmen. Die Zahl der sozialversicherungspflichtig beschäftigten Akademiker wuchs aber in den vergangenen Jahren kräftig. Im Juni 2013 waren der BA zufolge 625.000 Akademiker mehr sozialversicherungspflichtig beschäftigt als zwei Jahre zuvor, das ist ein Plus von 20 Prozent. Das Risiko, arbeitslos zu werden, sei für Akademiker weiterhin sehr gering, so die BA. Ihre Arbeitslosenquote habe sich auch 2013 weiterhin auf einem sehr niedrigen Niveau von unter drei Prozent bewegt.
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