Finanzen
Ex-EZB-Chefvolkswirt: Ausstieg aus Anleihekaufprogramm wird schwer
GDN -
Der frühere Chefvolkswirt der Europäischen Zentralbank, Jürgen Stark, hat vor großen Schwierigkeiten beim Ausstieg aus der ultraexpansiven Geldpolitik in den USA gewarnt. "Es gibt immer noch gewaltige Liquiditätsüberschüsse, die um den ganzen Globus schwappen", sagte er der "Welt am Sonntag" nach der Ankündigung der US-Notenbank Federal Reserve, ihre Anleihenkäufe zu reduzieren.
"Das Tapering der Fed ist nur ein Minischritt gemessen an all den überschüssigen Mitteln an den Finanzmärkten", warnte Stark. Die Investoren würden deshalb weiterhin händeringend nach Anlagemöglichkeiten suchen. "Genau das ist ja das Problem einer solchen ultraexpansiven Geldpolitik. Die Lenkungsfunktion des Zinses entfällt völlig, Vermögenspreise werden verzerrt. So können sich leicht neue Blasen bilden." Dass die Märkte die Fed-Entscheidung in dieser Woche eher gelassen aufnahmen, lag nach Starks Einschätzung daran, dass der Tapering-Beschluss nicht überraschend kam. "Die Märkte waren vorbereitet, deshalb kam es zu keiner neuen Unruhe", so der frühere EZB-Direktor. Allein die Ankündigung des Tapering habe aber im vergangenen Jahr zu erheblichen Verwerfungen geführt. "Daran lässt sich ablesen, wie schwierig der Ausstieg aus der ultraexpansiven Geldpolitik noch werden wird." Die Federal Reserve hatte in den vergangenen Jahren in großem Stil Wertpapiere aufgekauft, vor allem US-Staatsanleihen. Das Programm hat seine Ziele nach Starks Einschätzung allenfalls teilweise erreicht. "Das Instrument hatte anfangs sicher gewisse Erfolge, die Wirkung auf die Realwirtschaft ist mit der Zeit jedoch immer geringer geworden", sagte er der Zeitung. "Dafür wird es nun umso schwieriger, aus dieser extrem lockeren Geldpolitik wieder auszusteigen, weil sich die Märkte an die Liquiditätsschwemme gewöhnt haben." Immer mehr Ökonomen fordern auch von der EZB ein ähnliches Anleihenprogramm, um eine Deflation in der Währungsunion abzuwenden. Stark weist dies zurück. "Ich halte diese Diskussion für völlig überzogen. Im Eurogebiet besteht keine Deflationsgefahr", betonte er. Außerdem werde ein Programm nach US-Vorbild in Europa wenig bringen, "weil wir es hier in erster Linie mit einer Bankenkrise zu tun haben."
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