Finanzen
Banken-Chefvolkswirte werfen Hollande unentschlossene Reformpolitik vor
GDN -
Nach Einschätzung der Chefökonomen von Dekabank und Commerzbank, Ulrich Kater und Jörg Krämer, hat die neue französische Regierung den Entzug der Bonitäts-Bestnote für Frankreich durch die Ratingagentur Moody’s wegen ihrer unentschlossenen Reformpolitik mit zu verantworten. Die Herabstufung zeige, "dass das Problembewusstsein der französischen Regierung und der Finanzmärkte noch auseinanderklaffen", sagte Kater "Handelsblatt-Online".
"Der neue französische Präsident Francois Hollande laviert zwischen der Erfüllung von Anforderungen der Finanzmärkte und den eigenen Anforderungen, dass die Politik den Märkten übergeordnet sei." Angesichts der "objektiven Schwachstellen" der französischen Wirtschaft werde diese "Unbestimmtheit nicht durchhaltbar" sein, betonte Kater. Insofern sei diese Herabstufung erwartet worden. "Die Marktauswirkungen halten sich sehr in Grenzen, noch genießt Frankreich Vertrauen." Auch Commerzbank-Chefökonom Krämer machte den massiven Reformstau für die Entwicklung verantwortlich. Die Gründe von Moody`s für die Herabstufung seien nachvollziehbar. "Frankreich driftet seit Jahren gen Süden", sagte Krämer "Handelsblatt-Online". Das Land habe "massiv Weltmarktmarktanteile" verloren. Das Leistungsbilanzdefizit habe sich deutlich ausgeweitet. Der Mindestlohn liege fast bei der Hälfte des Durchschnittslohns und vernichte Arbeitsplätze. Zudem sei der Anteil des Staates am Bruttoinlandsprodukt in keinem Land der Euro-Zone so hoch wie in Frankreich. "Positiv ist lediglich, dass die sozialistische Regierung relativ schnell nach der Wahl die wirtschaftlichen Probleme Frankreichs anerkannt hat", sagte Krämer. Wie für Kater kommt auch für Krämer das Moody`s-Urteil nicht überrascht. "Moody`s hatte schon vor einigen Wochen angekündigt, dass es bald einen aktualisierten Bericht über Frankreich veröffentlichen werde", sagte er. Außerdem habe die Agentur S&P Frankreich bereits im Januar die Bestnote von AAA entzogen.
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