Finanzen
Wintershall stellt Ölförderung in Libyen vorerst ein
GDN -
Der größte deutsche Öl- und Gasförderer Wintershall kann wegen der Unruhen in Libyen vorerst kein Erdöl mehr in dem nordafrikanischen Land produzieren. "Durch die andauernde Blockade der Öl-Exportanlagen an der Küste hat Wintershall die Onshore-Förderung bereits vor einigen Wochen einstellen müssen", sagte Unternehmenssprecher Stefan Leunig der "Welt am Sonntag".
"Im Moment ist es unklar, wann die Blockade der Exportterminals aufgehoben wird und wie schnell die Produktion in der libyschen Wüste wieder aufgenommen werden kann", sagte Leunig weiter. Mit Investitionen von mehr als zwei Milliarden US-Dollar und über 150 abgeteuften Bohrungen ist die BASF-Tochter Wintershall einer der größten Ölproduzenten in Libyen. Bereits seit 1958 ist das Unternehmen dort aktiv. Vor dem Sturz des Machthabers Muammar al-Gaddafi im Jahre 2011 hatte Wintershall rund 100.000 Barrel Öl pro Tag in Libyen gefördert. Nach dem Einbruch der Produktion während des Revolutionsjahres 2011 gelang es im vergangenen Jahr, dem von Wintershall geführten Gemeinschaftsunternehmen mit Gazprom die Förderung wieder auf rund 85.000 Barrel täglich anzuheben. Im Jahr 2012 war Libyen Deutschlands viertwichtigster Öllieferant, nach Russland, Großbritannien und Norwegen. Nach Zahlen des Bundesamtes für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) brechen die deutschen Ölimporte aus Libyen seit Ende des Sommers drastisch ein. Hatte das Land noch im Juni 828.000 Tonnen Rohöl nach Deutschland geschickt, waren es im September nur noch 145.500 Tonnen: Ein Rückgang von 86 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat. Es ist offenbar nur noch die Ölförderung auf der Offshore-Plattform Al Jurf vor der Küste, die weiter produziert. Wintershall ist an dieser Förderplattform zu 6,75 Prozent beteiligt. "Wir beobachten die Sicherheitslage in Libyen fortwährend und sehr genau", sagte Wintershall-Sprecher Leunig. Die Sicherheit der Mitarbeiter und ihrer Familien habe stets höchste Priorität. "Die gewalttätige Reaktion auf Demonstranten in Tripolis am vergangenen Wochenende hat uns schockiert", sagte Leunig: "Die Libyer haben in der Revolution 2011 nicht ihr Leben riskiert, um jetzt eine Fortsetzung der Gewalt zu erleben."
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