Finanzen

Forschungsinstitute dämpfen Konjunktureuphorie

Industrieanlagen
(Quelle: über dts Nachrichtenagentur)
GDN - Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW), das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) und das Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) sehen trotz des überraschend starken Anstiegs des Ifo-Index keinen Anlass für Konjunkturoptimismus. "Ich würde davor warnen, jetzt euphorisch zu werden. Die Stimmung ist zwar tatsächlich gut, in den harten Zahlen, zum Beispiel in der Auftragslage oder der Produktion, sieht es aber eigentlich noch nicht so gut aus", sagte DIW-Konjunkturchef Ferdinand Fichtner "Handelsblatt-Online".
Auch die Investitionstätigkeit der Unternehmen sei weiterhin recht zurückhaltend. "Das weist darauf hin, dass viele Unternehmen ihre künftigen wirtschaftlichen Aussichten eher nicht so günstig einschätzen." IW-Direktor Michael Hüther warnte davor, das Ifo-Geschäftsklima über zu bewerten. "Zwar sind die konjunkturellen Aussichten global aufwärts gerichtet, doch nirgends sprudelt es wirklich kräftig", sagte Hüther "Handelsblatt-Online". Mit drei Prozent Zuwachs beim Welt-Bruttoinlandsprodukt bleibe Deutschland noch unter seinen Möglichkeiten. "Die Unsicherheiten sind vielfach: Ungeklärte Budgetentwicklung in den USA, politische Risiken in China, vor allem aber die fatalen Perspektiven für das Regierungsprogramm der Großen Koalition", so Hüther. Vor allem aber gebe es keine Hinweise auf eine starke Investitionsbelebung. Aus dem Geschäftsklima lasse sich auch nicht ableiten, ob aus verbesserten Umsätzen eine stärkere Investitionsaktivität folge, betonte der IW-Chef. Das hänge vielmehr an den nachhaltigen Ertragsperspektiven. "Diese bleiben im Umfeld von ungelöster Energiewende und Rückabwicklung der Arbeitsmarktreformen belastet." Die Investitionszurückhaltung werde sich daher nicht so schnell auflösen. Nach Einschätzung von IMK-Direktor Gustav Horn neigen Stimmungsindikatoren, darunter auch der Ifo Index, zur "Überzeichnung der wirtschaftlichen Lage". Das gelte im Guten wie im Schlechten. "Insofern ist der Anstieg mit Vorsicht zu interpretieren", sagte Horn "Handelsblatt-Online". Zudem gingen ja alle gegenwärtigen Prognosen von einer leichten bis durchaus kräftigen Beschleunigung der Konjunktur aus. "Daher ist ein Anstieg des Ifo-Indikators bereits eingepreist", betonte Horn. Unter diesen Voraussetzungen erscheine ein Wachstum der deutschen Wirtschaft im kommenden Jahr von gut einem Prozent als wahrscheinlich. "Ein Boom ist aber nicht zu erwarten, solange die Krise des Euro-Raums weiter schwelt." Auch das DIW erwartet eine deutliche Beschleunigung der Konjunktur im kommenden Jahr. "Während die Produktion der deutschen Wirtschaft in diesem Jahr nicht mal um ein halbes Prozent wachsen dürfte, könnten im kommenden Jahr fast zwei Prozent drin sein", sagte DIW-Konjunkturchef Fichtner. "Der gute Wert des Ifo-Index passt damit gut zusammen." Der Ifo-Geschäftsklimaindex ist im November gestiegen und steht nun bei 109,3 Punkten, teilte das Ifo-Institut für Wirtschaftsforschung an der Ludwig-Maximilians-Universität München am Freitag mit. Im Oktober hatte der Ifo-Index noch bei 107,4 Punkten gelegen. Beobachter hatten mit einem Anstieg auf lediglich 107,7 Punkten gerechnet. Im März 2009 hatte der Index mit 82,2 Punkten einen historischen Tiefstand erreicht. Der Ifo-Geschäftsklimaindex gilt als wichtigster Frühindikator für die konjunkturelle Entwicklung in Deutschland. Er basiert auf der Selbsteinschätzung von 7.000 deutschen Unternehmen.
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