Finanzen
Ökonomen gespalten über AfD-Einzug in Bundestag
GDN -
Der Europa-Analyst der Deutschen Bank, Nicolaus Heinen, geht davon aus, dass die AfD den Sprung über die 5-Prozent-Hürde in den Bundestag schafft. "Das Mobilisierungspotential der AfD schätze ich als hoch ein, vor allem über Familien, Freundes- und Bekanntenkreise", sagte Heinen der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (F.A.Z./Samstagsausgabe).
Falls die Eurokritiker in den Bundestag einzögen, hätte dies "große tektonische Verschiebungen" in der Parteienlandschaft zur Folge. Dann sei eine große Koalition unausweichlich, doch CDU und FDP würden von der neuen bürgerlichen Konkurrenz stark unter Druck gesetzt. "Die FDP würde nach einem AfD-Einzug vor einem massiven Richtungsstreit über die Europapolitik stehen", sagte Heinen der F.A.Z. "Wenn die AfD einen erheblichen Wahlerfolg hätte, dann könnte dies auch internationale Investoren angesichts der nächsten Euro-Entscheidungen beunruhigen, wenn sie erkennen, dass es im Euro-Kernland nun auch eine nennenswerte politische Kraft von Eurogegnern gäbe." Eine Warnung vor der AfD äußerte Marcel Fratzscher, der Chef des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) in Berlin. "Ein Einzug der AfD in den Bundestag könnte wieder zu einer intensiveren Debatte über den Austritt Deutschlands oder von Krisenländern aus dem Euro führen. Dies würde von der wichtigeren Diskussion darüber ablenken, wie die europäische Krise endlich beendet werden kann", sagte er der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Stefan Kooths vom Prognosezentrum des Instituts für Weltwirtschaft (IfW) in Kiel schätzt die Wahrscheinlichkeit für einen AfD-Einzug auf "50 zu 50". Wenn die Partei mit mehreren Wirtschaftsprofessoren ins Parlament komme, würde das "die Debatte im Bundestag über die Zukunft des Euroraums auf ein fachlich anderes Niveau heben", meint Kooths in der F.A.Z. "Es würde dann überhaupt erst eine grundsätzliche Debatte über den bisherigen Rettungskurs ermöglicht, der die überwältigende Mehrheit im Bundestag bislang aus dem Weg gegangen ist." In der Krise habe die Bundesregierung mit immer neuen Rettungspaketen bislang vor allem Zeit gekauft.
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