Finanzen
Studie: Lohnspreizung in Deutschland hat sich beschleunigt
GDN -
Die Lohnspreizung in Deutschland nimmt nach neuesten Berechnungen des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) weiter zu. "Bei den sozialversicherungspflichtig Beschäftigten, die Vollzeit arbeiten, haben wir festgestellt, dass bei dem Zehntel mit den niedrigsten Löhnen diese inflationsbereinigt zwischen 2000 und 2005 um gut zwei Prozent gesunken sind. Von 2005 bis 2010 sind sie dann nochmals um rund sechs Prozent gesunken. Die Löhne für das bestbezahlte Zehntel sind währenddessen weiter gestiegen", sagte der Direktor des Instituts, Joachim Möller, der "Welt".
"Aus meiner Sicht ist das am unteren Rand korrekturbedürftig", so Möller. Nach den Hartz-Reformen funktioniere der Arbeitsmarkt im Endeffekt besser als vor den Reformen - aber es gebe auch "Schattenseiten". Bereits seit Mitte der 90iger Jahre gingen die Unterschiede zwischen hohen und niedrigen Löhnen auseinander, "und seit 2005 hat sich die Entwicklung noch einmal beschleunigt, wie unsere neuesten Berechnungen zeigen". Der Anstieg der Lohnungleichheit sei ungebrochen. "Ich bin der Meinung, dass wir in Deutschland einen allgemeinen gesetzlichen Mindestlohn einführen sollten", sagte der IAB-Chef. "Sinnvoll wäre ein Mindestlohn in Höhe dessen, was in der Zeitarbeit als Mindestlohn gilt - also grob im Bereich von 7,50 (Ost) und 8,19 (West)", sagte Möller. In dieser Höhe dürfte es kaum negative Auswirkungen geben auf die Beschäftigung, so Möller. Manche Wissenschaftler befürchten, dass ein Mindestlohn Jobs vernichtet. Möller sieht es als zentrale Herausforderung einer neuen Bundesregierung, die Langzeitarbeitslosigkeit abzubauen. "Wir müssen uns unbedingt bemühen, diesen harten Kern abzubauen und auch scheinbar aussichtslose Fälle zu vermitteln". Blieben die konjunkturellen Voraussetzungen in Deutschland gut, könne intelligente, moderne Arbeitsmarktpolitik Wirkung zeigen. Dann könne die Unterbeschäftigung von insgesamt vier Millionen Menschen - dazu gehören neben den aktiv Arbeitssuchenden auch die Arbeitslosen, die in Fördermaßnahmen stecken - innerhalb von zehn Jahren halbiert werden. "Das ist ein nicht unrealistisches Ziel", sagte Möller.
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