Finanzen
Türkei-Unruhen alarmieren deutsche Wirtschaft
GDN -
Angesichts der massiven Unruhen in Istanbul schlägt die deutsche Wirtschaft Alarm. "Die aktuellen Auseinandersetzungen in der Türkei sehen die Unternehmen zunehmend mit Sorge. Die politischen Gräben sind scheinbar tiefer als von den meisten bisher angenommen", sagte der Außenhandelschef des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK), Volker Treier, "Handelsblatt-Online".
Noch sei es zu früh, um negative wirtschaftliche Konsequenzen zu konstatieren. "Doch die dort engagierte deutsche Wirtschaft registriert die Entwicklung sehr aufmerksam." Treier wies darauf hin, dass die Türkei angesichts ihres Leistungsbilanzdefizits auf das Vertrauen internationaler Investoren angewiesen sei. "Die Achillesferse des Landes ist das hohe Leistungsbilanzdefizit", sagte er. Die Türkei brauche Kapital aus dem Ausland, vielfach aus Deutschland. "Wenn es aber dauerhaft Auseinandersetzungen gibt, kann das zu Kapitalabflüssen führen." Auch Jürgen Matthes, Leiter des Kompetenzfelds Internationale Wirtschaftsordnung im Institut der deutschen Wirtschaft Köln, gab zu bedenken, dass das hohe Leistungsbilanzdefizit die Türkei "durchaus ökonomisch angreifbar" mache, weil dahinter auch kurzfristig abziehbare Auslandskredite stünden. "Wenn die Unruhen anhalten und sich möglicherweise noch weiter ausbreiten, könnten die internationalen Investoren und Ratingagenturen schnell nervös werden", sagte Matthes "Handelsblatt-Online". Auch wenn die Türkei zwar nicht in der ersten Reihe der deutschen Handelspartner stehe - im Land 2012 rangierte sie auf Platz 18 der Rangliste im Warenhandel –, wie der IW-Experte betont, stehe viel auf dem Spiel. Immerhin gingen inzwischen mehr als 20 Milliarden der deutschen Warenausfuhren in die Türkei und die deutschen Unternehmen erwirtschafteten einen Überschuss von über acht Milliarden Euro. "Damit steht bei einer möglichen Eskalation der politischen Krise in eine Wirtschaftskrise durchaus einiges auf dem Spiel", sagte Matthes.
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