Finanzen
Top-Ökonomen gegen Ausschluss des IWF aus Troika
GDN -
Führende Ökonomen in Deutschland halten nichts von Überlegungen wie der des Chefs des Euro-Krisenfonds ESM, Klaus Regling, den Internationalen Währungsfonds (IWF) langfristig aus der Troika zu verbannen. "Die Begründung von Regling für den Ausschluss des IWF ist absurd", sagte der Direktor des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK), Gustav Horn, "Handelsblatt-Online".
Denn der Währungsfonds habe als einzige der beteiligten Institutionen aus den Fehlern der Austeritätspolitik gelernt. Diese sei gescheitert, auch wenn die Troika-Mitglieder Europäische Zentralbank (EZB) und EU-Kommission dies immer noch nicht einsehen wollten. "Während sie sich auf empirisch unhaltbare Positionen versteifen, will der IWF eine Kursänderung", sagte Horn weiter. "Dies würde dem Euroraum helfen, und daher ist derzeit aus pragmatischen Gründen ein weiterer Verbleib des IWF in der Troika trotz aller Bedenken wünschenswert." Ähnlich argumentierte der Direktor des Instituts der Deutschen Wirtschaft (IW), Michael Hüther. Der Ärger über den IWF sei zwar verständlich, denn er stelle mit seiner öffentlichen Kritik an der Griechenland-Rettung die gemeinsame Geschäftsgrundlage der Troika in Frage. "Richtig ist aber auch, dass der IWF wegen seiner langen Expertise in der Begleitung von Volkswirtschaften beim Strukturwandel ein wichtiger und derzeit kaum zu ersetzender Partner in Europa ist", sagte Hüther "Handelsblatt-Online". "Zudem ermöglicht dies den europäischen Akteuren, die Kritik ein bisschen zu externalisieren." Nach voller Überwindung der gegenwärtigen Krise könne dann womöglich ein weiterentwickelter ESM die Rolle als europäischer Fonds übernehmen. Regling hatte dem IWF vorgehalten, mit seiner Kritik an der Griechenland-Rettung den Stabilitätspakt lächerlich zu machen und sich selbst für die Schaffung von Wachstum für zuständig zu erklären. "Damit baut er nicht nur einen falschen Gegensatz auf. Vor allem lässt er erkennen, dass er die Regeln unserer Währungsunion nicht versteht", sagte Regling in einem Interview. Er plädierte dafür, die Troika aus IWF, EZB und EU-Kommission auf lange Sicht abzuschaffen. Auch Horn ließ leise Kritik am Währungsfonds anklingen. "In der Tat war die Einbeziehung des IWF von Anfang an problematisch, da auf diese Weise auch außereuropäische Staaten Einfluss auf die Lösung der Krise des Euroraums nehmen konnten", sagte er. "Doch war es wohl wegen der fehlenden Expertise der EZB und der EU-Kommission im Umgang mit Zahlungsbilanzkrisen unumgänglich, den IWF einzubeziehen."
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