Finanzen
Bericht: Deutsche Bank will Vorstände nicht mehr nach Rendite bezahlen
GDN -
Die Deutsche Bank verabschiedet sich laut eines Zeitungsberichtes vom Ziel, eine bestimmte Eigenkapitalrendite zu erwirtschaften - zumindest, was die Vergütung ihrer Vorstände angeht. Wie die "Welt" aus dem Umfeld des Aufsichtsrats erfuhr, wird der erfolgsabhängige Teil der Vergütung künftig von einem breiten Kanon an Kriterien abhängen, unter denen sich die Eigenkapitalrendite nicht mehr findet.
Der Wechsel zum neuen Vergütungsmodell, an dem der Aufsichtsratsvorsitzende Paul Achleitner seit Monaten gearbeitet hat, ist das bislang wohl deutlichste Signal mit Blick auf den Kulturwandel, den das Top-Management rund um die Co-Vorsitzenden Jürgen Fitschen und Anshu Jain kurz nach dem Amtsantritt im Juni vergangenen Jahres ausgerufen hat. Seit der frühere Vorstandschef Josef Ackermann im Herbst 2003 das Ziel einer Eigenkapitalrendite von 25 Prozent vor Steuern ausrief, war diese Kennziffer auch eine entscheidende Zielgröße bei der Vergütung der Vorstände gewesen. "Davon hing schon ein ziemlich großer Teil des Bonus ab", bestätigt ein Top-Manager der Bank. Allerdings betonten Manager auch, dass die Eigenkapitalrendite weiterhin wichtig sei für Investoren: "Eine Bank, die diese Kennziffer nicht mehr im Blick hat, kann sich von den Finanzmärkten verabschieden. Wir verabschieden uns lediglich von dieser monokausalen Orientierung daran." Mit dem Thema "Kulturwandel" wird sich künftig auch der Aufsichtsrat noch intensiver beschäftigen: Achleitner will einen eigenen Ausschuss für Kulturwandel gründen, wie die "Welt" aus dem Umfeld des Kontrollgremiums erfuhr. Diesem Ausschuss sollen sowohl Vertreter der Kapital- als auch der Arbeitnehmerseite angehören. Die genaue Besetzung steht dem Vernehmen nach noch nicht fest. Die Details des neuen Systems zur Vergütung der Vorstände stehen hingegen schon fest. Der Aufsichtsratsvorsitzende Achleitner will am Donnerstag auf der regulären Hauptversammlung der Bank die Aktionären darüber abstimmen lassen. Anstelle der Eigenkapitalrendite soll den Informationen zufolge künftig der "total shareholder return", also die Wertsteigerung der Aktie einschließlich der Dividende, in Kombination mit der Kundenzufriedenheit die Höhe des langfristig ausbezahlten Bonus bestimmen. Bei dem Teil der erfolgsabhängigen Vergütung, den die Vorstände sofort erhalten, gibt es hingegen zahlreiche Faktoren. Dazu zählt das Image der Bank bei Analysten, Medien und Politikern, das künftig von den Unternehmen Media Tenor und dem FAZ-Institut gemessen wird. Auf diese Weise will der Aufsichtsrat sicherstellen, dass die Top-Manager des Hauses sich eben nicht nur am Gewinn orientieren, sondern auch ihre Wirkung auf die Gesellschaft als Ganzes im Blick haben. 15 bis 20 Prozent des Bonus sollen sich an den Ergebnissen dieser quantitativen Auswertungen orientieren. Weitere Faktoren, die auf die Höhe des kurzfristigen Bonus Einfluss haben werden, sind die Mitarbeiterzufriedenheit, das Kostenmanagement, der Kapitalquote und der Gewinn als absolute Größe. Während 60 Prozent der Zielvorgaben für alle acht Vorstände identisch sind, werden die übrigen 40 Prozent der Ziele individuell festgelegt. Die Eigenkapitalrendite ist deshalb bedenklich, da sie einen Anreiz setzt, das Kapital zu verringern und so höhere Risiken einzugehen. Gerade in der ersten Hälfte der zehnjährigen Ackermann-Ära kaufte die Deutsche Bank eigene Aktien in zweistelliger Milliardenhöhe zurück. Die Eigenkapitaldecke auf das Nötigste zu beschränken, um so die Rendite zu maximieren, das entsprach dem Zeitgeist in der Branche. Nach der Übernahme der Postbank 2008 und dem Ausbruch der Finanzkrise musste die Deutsche Bank dann wieder Kapital am Markt aufnehmen - und zwar zu weitaus schlechteren Kursen. Am Ende der Ackermann-Ära betrug die Eigenkapitalquote dann nur noch 5,9 Prozent. Inzwischen konnte die Bank diese Quote wieder auf 9,5 Prozent steigern, indem sie ihre Bilanz verkleinerte und bei der Veröffentlichung der Quartalszahlen Anfang Mai erneut an den Kapitalmarkt ging.
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