Finanzen
Gewerkschaftsmitglieder kritisieren IG-Metall-Abschluss
"Es ist wirklich kein Wunder dass die Arbeitgeber über die IGM nur noch müde lächeln", schrieb ein Nutzer. "Wir als gewerkschaftliche Vertreter an der Basis können es unseren Kollegen nicht erklären, ich schäme mich mit so einem Ergebnis in der Mannschaft aufzutreten", schrieb ein Betriebsrat. Berthold Huber, Erster Vorsitzender der IG Metall, hatte das Tarifergebnis für die 770.000 Beschäftigten der Metall- und Elektroindustrie in Bayern als gutes Ergebnis bezeichnet. "Die Beschäftigten werden mit 5,6 Prozent höheren Entgelten über die gesamte Laufzeit fair und angemessen an der wirtschaftlichen Entwicklung beteiligt", sagte Huber am Mittwoch in München. Über 750.000 Warnstreikende bundesweit und knapp 180.000 Kolleginnen und Kollegen aus Bayern hätten das Ergebnis hart erkämpft. "Wir orientieren uns konsequent an unseren tarifpolitischen Leitlinien: Verlässlichkeit, Stabilität und Durchsetzungskraft", so Huber weiter. Das Flächentarifvertragssystem gehe aus dieser Tarifrunde gestärkt hervor. "Die Mitglieder, IG Metall-Vertrauensleute und Betriebsräte haben diesen Erfolg möglich gemacht", sagte Huber. Das Ergebnis sieht eine Laufzeit von 20 Monaten mit einer Strukturerhöhung in zwei Stufen vor. Zum 1. Juli 2013 werden die Entgelte und Ausbildungsvergütungen um 3,4 Prozent angehoben, zum 1. Mai 2014 nochmals um 2,2 Prozent. Damit stünde am Ende ein Plus von 5,6 Prozent für die Beschäftigten. Manches Mitglied macht aber eine andere Rechnung auf: Weil die Erhöhung erst am Juli kommt, handele es sich über die gesamte Laufzeit nur um einen Lohnplus von 3,94 Prozent, schrieb ein Metaller auf Facebook. Ob die anderen Tarifbezirke den Abschluss für Bayern übernehmen, ist also noch nicht ganz sicher. Der Vorstand des Arbeitgeberverbands Gesamtmetall hingegen empfahl den Tarifvertrag ausdrücklich zur Übernahme. "Der Pilotabschluss sorgt für Planungssicherheit und zeugt von Weitblick und Fairness. Mit ihm erhält Bayern wieder die tarifpolitische Bedeutung, die dem Land aufgrund seiner starken Metall- und Elektro-Industrie zusteht", sagte Gesamtmetall-Präsident Rainer Dulger. "Den bayerischen Tarifparteien ist in Rekordgeschwindigkeit und ohne verstaubte Rituale ein Pilotabschluss gelungen", so Dulger weiter. "Damit haben wir alte Zöpfe abgeschnitten." Der Gesamtmetall-Präsident lobte die bayerische Verhandlungsführerin Angelique Renkhoff-Mücke, die die Gespräche souverän geführt und zusammen mit ihrem Gegenüber ein gutes Verhandlungsklima geschaffen habe. Angeblich sei kurz vor Ende der Verhandlungen Wein und Bier gereicht worden, hieß es aus informierten Kreisen.
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