Finanzen
Immer weniger Praktikanten werden ausgenutzt
GDN -
Die unter dem Schlagwort "Generation Praktikum" kritisierte massenhafte Ausbeutung junger Menschen auf dem Arbeitsmarkt ist nach Einschätzung des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) wesentlich zurückgegangen. Vor allem Akademiker "haben die allerbesten Chancen, auch wenn sie ziemlich häufig befristet oder mit Praktika einsteigen", sagte IAB-Forschungsbereichsleiter Enzo Weber der "Süddeutsche Zeitung" (Wochenendausgabe).
Er fügte hinzu: "Die Lage hat sich gedreht, Arbeitskräfte sind deutlich knapper geworden". Das IAB ist die Forschungseinrichtung der Bundesagentur für Arbeit. Noch vor etwa zehn Jahren mussten Hunderttausende junge Leute, die den Einstieg ins Berufsleben suchten, sich von Praktikum zu Praktikum hangeln und wurden dabei schlecht oder gar nicht bezahlt. Ganz seien diese Trends noch nicht überwunden, so Weber, aber sie gingen "nicht mehr weiter". Wer heute den Einstieg ins Erwerbsleben sucht, dem kommt nach Zahlen des IAB die demografische Entwicklung entgegen, der Nachwuchs auf dem Arbeitsmarkt wird immer knapper. Lag die Zahl der 15- bis 19-Jährigen 2005 noch leicht über 4,8 Millionen, so schrumpfte diese Alterskohorte bis heute auf unter vier Millionen, und der Trend setzt sich in den nächsten Dekaden, nur kurz unterbrochen, fort. Aus der Erfahrung mit der "Generation Praktikum" gilt seit 2015 auch für Praktikanten der gesetzliche Mindestlohn. Es sei "nicht verwunderlich", dass auch bei Praktikanten "die ausbeuterischen Verhältnisse rückläufig sind", sagte Leiter der "Arbeitsgruppe Mindestlohn" beim IAB, Mario Brossler. Nach wie vor gebe es aber "Einzelfälle und schwarze Schafe". Den Mindestlohn führte die damalige SPD-Arbeitsministerin Andrea Nahles ein. Er liegt derzeit bei 9,19 Euro. Seit 2015 gilt per Gesetz, dass für Praktika, die länger als drei Monate dauern, der Mindestlohn fällig ist.
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