Finanzen
Italien steht EZB-Kandidatur von Weidmann offen gegenüber
GDN -
Der italienische Finanzminister Giovanni Tria würde einer möglichen Kandidatur von Bundesbank-Chef Jens Weidmann für das Amt des EZB-Präsidenten nicht im Wege stehen. "Ich bin da unvoreingenommen", sagte Tria der "Welt" am Rand eines Auftritts in New York.
"Die Entscheidung sollte nicht zu sehr von Ereignissen der Vergangenheit abhängen." Weidmann hatte die italienische Regierung mehrfach kritisiert. Zuletzt äußerte er sich besorgt über die Einigung, die Rom im Haushaltsstreit mit der EU-Kommission erreichte. Sie geht Weidmann nicht weit genug. Der Kompromiss sieht vor, dass Italien sein Staatsdefizit in diesem Jahr auf 2,04 Prozent der Wirtschaftsleistung begrenzt. Vor dem Machtwechsel im Frühling 2018 hatte das Land noch eine Senkung auf 0,8 Prozent versprochen. Zu Weidmanns möglichen Ambitionen auf den Spitzenposten bei der Europäischen Zentralbank (EZB) ergänzte Tria: "Ich möchte nicht so weit gehen und sagen, ich unterstütze diese Ambitionen. Aber ich stehe ihnen offen gegenüber." Andere italienische Politiker hatten sich klar gegen eine Bewerbung Weidmanns ausgesprochen. Der Posten wird im November dieses Jahres frei, wenn Amtsinhaber Mario Draghi turnusgemäß ausscheidet. Das Wohlwollen des großen Euro-Landes Italien ist für Bewerber um Draghis Nachfolge wichtig. Tria hielt Ende der Woche eine Vorlesung an der Columbia University in New York. Darin spielte er die Rezession, in die Italien gerutscht ist, herunter. Der Rückgang sei erwartet worden, sagte Tria. Die aktuellen Wirtschaftsdaten änderten nichts daran, dass die Märkte wieder Vertrauen in Italien fassten. Sein Land sei auf einem guten Weg. "Wir reduzieren unsere Schulden stetig", fuhr Tria fort. Zugleich wolle die Regierung als Reaktion auf die wirtschaftlichen Schwierigkeiten die öffentlichen Investitionen erhöhen. In Italien schrumpfte die Wirtschaftsleistung im vierten Quartal 2018 um 0,2 Prozent, nach einem Minus von 0,1 Prozent im dritten Quartal. Bei zwei Quartalen in Folge mit einer sinkenden Wirtschaftsleistung sprechen Ökonomen von einer "technischen Rezession".
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