Finanzen

Deutsche Erdgasspeicher sind fast leer

GDN - Wegen der anhaltenden Kälteperiode sind viele deutsche Erdgasspeicher fast leer. Wie die "Welt am Sonntag" (7.4.2013) berichtet, ist der durchschnittliche Füllstand der 48 deutschen Erdgasspeicher zum Wochenende auf den historischen Tiefstwert von 20 Prozent gefallen.
Das geht aus aktuellen Daten des europäischen Verbandes Gas Infrastructure Europe (GIE) hervor. In vielen Regionen sind die unterirdischen Kavernen- oder Porenspeicher sogar nur noch zu weniger als fünf Prozent gefüllt. Bei einem Füllstand von unter 60 Prozent geht die Fähigkeit der Anlagen zur "Ausspeisung" des Gases deutlich zurück. Käme es in dieser Situation zu einem Ausfall einer Import-Pipeline, könnten die druckschwachen Speicher die fehlenden Erdgasmengen nicht mehr schnell genug ausgleichen. In Deutschland werden rund 16,5 Millionen Wohnungen mit Erdgas beheizt. Die inländische Stromproduktion hängt zu rund elf Prozent von Erdgas-Kraftwerken ab. Die Umfrage der "Welt am Sonntag" unter den größten deutschen Speicherbetreibern ergab ein uneinheitliches Bild. So gab die Astora GmbH & Co.KG an, der größte westeuropäische Erdgasspeicher in Rheden südlich von Bremen sei noch zu einem Drittel gefüllt. Astora ist ein Gemeinschaftsunternehmen der BASF-Tochter Wintershall und der russischen Gazprom. Demgegenüber meldet die Nummer vier im deutschen Markt, die Storengy Deutschland GmbH des französischen Energiekonzerns GdF Suez, nur noch Füllstände zwischen fünf und zehn Prozent. Die Leipziger Verbundnetz Gas AG, einer der großen deutschen Gasimporteure, veröffentlicht im Internet ebenfalls Füllstände von deutlich unter zehn Prozent. Zwei der fünf VNG-Speicher – Buchholz und Kirchheilingen – sind mit Füllständen von unter drei Prozent nahezu leer. Der von einer Gasag-Tochter gesteuerte Berliner Erdgasspeicher enthält bei einem Volumen von 135 Millionen Kubikmetern derzeit noch 1,5 Millionen Kubikmeter Erdgas, also nahezu nichts mehr. Vertreter der Gasindustrie warfen der Politik vor, das Thema Versorgungssicherheit beim Erdgas zu vernachlässigen. Die von der Europäischen Union aus Wettbewerbsgründen erzwungene Entflechtung der Gaskonzerne ("Unbundling") habe als ungewollte Folge die Versorgungssicherheit beeinträchtigt. "Die früheren integrierten Unternehmen waren für Handel, Speicherung und Transport umfassend verantwortlich", sagte Stephan Kamphues, Geschäftsführer des Gasnetzbetreibers Open Grid Europe: "Heute sind diese Aufgaben gesetzlich entflochten, und keiner der Beteiligten kann die Versorgungssicherheit mehr garantieren." "In Deutschland wird die Versorgungssicherheit mit Erdgas heute zu sehr dem Zufall überlassen", kritisierte auch Arno Büx, Geschäftsführer der Storengy Deutschland GmbH, der Speichergesellschaft von GdF Suez. "Derzeit gibt es für niemanden Anreize, die Versorgungssicherheit mit Erdgas vorausschauend zu planen." Nötig sei deshalb "ein eigener Markt für Reserve-Energie". Im Gespräch mit der Welt am Sonntag schlug Büx vor, Gasnetzbetreiber zu verpflichten, eine Reserve vorzuhalten, um deren Einlagerung sich dann die Speicherbetreiber bewerben könnten.
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