Finanzen
China warnt USA vor weiterer Eskalation im Handelskonflikt
Man erwarte von Europa, dass es sich in dem aktuellen Handelskonflikt nicht auf eine Seite schlägt, sondern aktiv versucht, ihn zu lösen, forderte Zhu Guangyao, bis vor kurzem Vize-Finanzminister Chinas und Mitglied der Delegationen, die Peking in die USA und nach Europa zur Lösung des Handelskonflikts entsendet. "Europa kann sich nicht raushalten. Eine weitere Zuspitzung des Konflikts wäre gefährlich für Deutschland und Europa", sagte Zhu der "Welt am Sonntag". "Wir wollen keinen Handelskrieg. Aber wenn man uns in die Ecke drängt, wehren wir uns", sagte Zhu. Peking werde daher mit Gegenzöllen auf US-Produkte im Wert von 60 Milliarden Dollar antworten. Weiterhin sei "eine Zusammenarbeit die einzige Möglichkeit zur Beilegung von Streitigkeiten zwischen China und den USA". China sei bereit, gemeinsam mit der EU eine Reform der Welthandelsorganisation WTO voranzutreiben. "Die WTO ist nicht perfekt, sie arbeitet ineffizient und reagiert bei Herausforderungen viel zu schwerfällig", kritisierte Zhu. "Wir müssen gemeinsam dafür sorgen, dass das WTO-Gericht wieder wirksam arbeiten kann." Gleichzeitig sandte Zhu Zeichen der Entspannung Richtung Washington. China könnte zwar auf weitere Strafzölle der US-Regierung nicht mit mehr Gegenzöllen reagieren, weil die Volksrepublik viel weniger Waren aus Amerika einführt, als nach dort exportiert werden. Daher werden in der Volksrepublik Stimmen lauter, die fordern, die USA auf anderen Gebieten zu attackieren, zum Beispiel chinesisches Kapital aus dem Land abzuziehen. China besitzt US-Staatsanleihen im Wert von mehr als einer Billion Dollar. Damit ist China weltweit größter Gläubiger der USA, abgesehen von der US-Notenbank. Amerika ist abhängig von chinesischen Krediten. Doch das will Peking nicht als Druckmittel nutzen. "Wir haben derzeit einen Handelskonflikt und sollten uns darauf beschränken, die Instrumente der Handelspolitik zu nutzen, um ihn auszufechten", sagte Zhu. "China ist ein verantwortungsvoller Partner und Anleger auf den internationalen Finanz- und Kapitalmärkten, der nach den internationalen Regeln spielt. Das Thema Staatsanleihen zurückzuziehen ist keines."
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