Finanzen
Euro-Rettung: Deutsche-Bank-Chefvolkswirt fordert Einbeziehung von Gläubigern
GDN -
Der Chefvolkswirt der Deutschen Bank, David Folkerts-Landau, hat dafür plädiert, bei der Euro-Rettung Gläubiger von Banken und Staaten stärker einzubinden. "Man sollte jede sich bietende Gelegenheit nutzen, um Marktdisziplin wieder herzustellen", sagte er dem "Handelsblatt" (Dienstagausgabe).
"Die Gläubiger von Banken und Staaten müssen herangezogen werden, bevor der europäische Steuerzahler zu Hilfe gerufen wird", forderte der Volkswirt. Dass im Falle Zyperns zunächst Kleinsparer involviert werden sollten, kritisierte Folkerts-Landau deutlich: "Sparer mit Einlagen unter 100.000 Euro hätte man von Anfang an schonen sollen. Das war ein gravierender Fehler, entstanden im Nebel der nächtlichen Verhandlungen." Es sollte kein Zweifel daran entstehen, dass garantierte Einlagen sicher und die nationalen Einlagensicherungssysteme in der EU solide sind. Ausdrücklich lobte Folkerts-Landau die Rolle von Bundesbank-Präsident Jens Weidmann in der Krise. Weidmann sei "eine Stimme der Vernunft" in einer Zeit, die durch eine noch nie dagewesene monetäre Expansion der Notenbanken der USA, Englands und nun auch Japans geprägt werde. "Wir befinden uns inmitten eines historisch einmaligen geldpolitischen Experiments – und jetzt kommen auch noch stetig lauter werdende Rufe nach fiskalischer Expansion dazu", sagte Folkerts-Landau. Das sei ein "riskantes Spiel mit dem Wohlstand zukünftiger Generationen". Die Politik der Europäischen Zentralbank (EZB), der Sicherung des Euro Vorrang vor der Preisstabilität zu geben, sei "eine legitime politische Entscheidung von demokratisch gewählten Regierungen", sagte Folkerts-Landau. "Dies respektiere ich zwar, stimme dem aber nicht zu", sagte er. Diese Entscheidung habe die Anreize für die politischen Entscheidungsträger in den südlichen Krisenländern, die für ein erfolgreiches Bestehen in einer globalisierten Weltwirtschaft notwendigen Reformen durchzusetzen, "entscheidend geschwächt". Der Reformdruck sei stark gesunken. Es sei sehr unwahrscheinlich, dass ohne den Druck der Finanzmärkte, der durch die EZB neutralisiert worden sei, die unbedingt notwendigen strukturellen Reformen unternommen würden. "Das Wirtschaftswachstum in der Euro-Zone wird daher weit unter seinem Potenzial bleiben."
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